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Mama, wieso wollte der Clown auf dem Bild aus deinem Kopf raus?

Das fragt mich meine dreijährige Tochter. Zu einem Bild, das mehr oder weniger aussieht wie eine rote Flutwelle und das ich vor über zehn Jahren in weniger als zwei Stunden gemalt habe, erkennt sie das Gesicht eine Clowns. Und will wissen, wieso ich den Clown gemalt habe. – Weil er wohl in meinem Kopf war und da raus auf die Leinwand wollte.

Ja, und warum wollte der Clown aus meinem Kopf heraus?

 

Die Liebe zum Ästhetischen

Was unterscheidet den Mensch vom Tier? Neben der Fähigkeit zur Selbstreflexion vor allem das Bedürfnis nach Selbstausdruck. Und es ist wohl das Bedürfnis nach Selbstausdruck, was den CLown aus meinem Kopf gebracht hat. Auch wenn es eigentlich eine rote Flutwelle war.

Spiegelbild des Bedürfnisses nach Selbstausdruck ist die Hinwendung zum Ästhetischen. Eine Hinwendung, die einerseits interpretiert und andererseits sich liebevoll anhängt. Ich sehe ein Bild, ich interpretiere es als Clownsgesicht, ich trete mit ihm in Verbindung.

Kennen wir das nicht alle, dass wir uns hin und wieder in Gegenstände nachgerade verlieben? Gutes Desgin lebt genau hiervon. Ich persönlich habe viele Kindheitserinnerungen an Gegenstände, in die ich mich leidenschaftlich verliebt habe. Diese Erinnerungen sind überwiegend zärtlich, aber auch schmerzlich, wenn ich den Gegenstand nicht bekommen habe. Diese Dinge sehe ich heute noch so plastisch vor meinem inneren Auge, dass ich sie jederzeit detailgetreu malen könnte. An eine Sache hatte ich mein Herz so gehangen, dass ich als Erwachsene versucht habe, ein ähnliches Stück zum Kauf zu finden.

Kindlicher Selbstausdruck

Unser Bedürfnis nach Selbstausdruck äußert sich im Tanzen, Singen, Einkleiden, Erschaffen, Gestalten.

Nicht umsonst heißt es: Bevor Kinder sprechen, singen sie. Bevor sie schreiben, malen sie. Sobald sie stehen, tanzen sie.

Aber wie oft haben wir in der Kindheit mangelnde Wertschätzung, Ablehnung oder gar Hohn und Spott für unsere Akte des Selbstausdrucks erfahren? Wie oft wurde uns gesagt, wir sollten nicht zu laut sein, nichts auseinandernehmen und nur auf dem vorgegebenen kleinen Papierstück oder innerhalb vorgegebener Parameter malen? Wie häufig wurde und die Bedeutung sauberen, ordentlichen Schreibens, nicht über den Rand Malens, Übugn statt Improvisation vorgehalten? Wie sehr wurden wir auf Anpassung in Kleidung und Benehmen konditioniert statt Ausdruck unserer Individualität zuzulassen?

Beschränkung des Selbstausdrucks auf Nicht-Alltägliches

Und wie sehr spalten wir alle das Künstlerische in uns ab und verlegen es in einen sozialen Raum, der getrennt ist von unserem beruflichen und privaten Alltag, anstatt es hierin zu integrieren?

Im Büroalltag tragen wir unsere Bürouniform, zu Hause irgendetwas Zweckmäßiges. Beim Ausgehen im Urlaub tragen wir dagegen etwas, mit dem wir uns selbst ausdrücken wollen. Wie befreiend ist es, ab und an unter der Dusche oder beim Autofahren zu singen oder auf einer wilden Party zu tanzen?

Manchmal benutzen wir Alkohol, um uns in eine Stimmung zu versetzen, in der wir es wagen, uns auszudrücken. Auch Sexualität ist Selbstausdruck. Aber mit wie viel Scham sind Wünsche, sich hierbei selbst zu verwirklichen, häufig behaftet?

Selbstausdruck und Vielbegabung

Wie starkt ist dein Bedürfnis nach Selbstausdruck und wie sehr befriedigst du es?

Menschen mit vielen schillernden Facetten wie Hochbegabung, Queerness, hoher Wertorientierung, vielfältigen Interessen, musischen Talenten, Hochsensibilität und/oder multikulturellem Identitätshintergrund haben in der Regel ein besonders großes Bedürfnis nach Selbstausdruck. Je mehr bunte Facetten, desto höher war aber in der Regel seit der Kindheit der Druck, nicht aufzufallen, sich anzupassen. Umso mehr wurde dieses Bedürfnis vernachlässigt, ja unterdrückt.

Das Wiederentdecken, Nähren und Entfalten des eigenen Selbstausdrucks ist häufig schwieriger als das Erreichen ehrgeiziger Ziele. Ohne Selbstausdruck wird aber auch das sersehnteste Ziel bei Erreichung fade schmecken.

Deshalb legen wir bei unseren Coachings besonderen Wert darauf, unsere Klienten beim Ausleben ihres Bedürfnisses nach Selbstausdruck zu unterstützen.

 

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