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Nach inzwischen sieben Jahren im Coaching-Markt habe ich viele Angebote und Anbieter kommen und gehen sehen. Wie sich ein Coach am Markt präsentiert, hat meines Erachtens viel mit seiner Seriosität zu tun. Der Coaching-Markt teilt sich im Grunde in zwei Segmente: Menschen, die aktiv auf der Suche nach einem Coaching sind. Und alle anderen Menschen. Das zweite Segment ist so gut wie unerschlossen. Und es ist ja auch relativ schwierig, Menschen auf die Idee zu bringen, sich eine hochpreisige Dienstleistung zu gönnen, die ggf. auch noch den Beigeschmack hat von „ich schaffe es nicht, meine Probleme alleine zu lösen“.

Schauen wir uns also das erste Segment an: Menschen, die aktiv auf der Suche nach einem Coaching bzw. Coach sind. Wie finden diese Menschen den für sie passenden Coach? Aus Sicht des Suchenden gibt es im Wesentlichen drei Kriterien: Ich suche eine Person, mit der ich aufgrund ihrer Persönlichkeit und Kompetenzen in Resonanz gehe. Ich suche eine Person, die Experte für mein Problem ist. Ich suche eine Person, die Lösungen anbietet, die ich mir auch wünsche.

Die altmodische Variante ist die erste, die neumodische die dritte. Dabei ist dies leider die schlechteste und auch unseriöseste Variante. Denn Coaching sollte immer lösungsoffen sein. Das heißt, weder der Coach noch der Coachee können und sollten vorher wissen, was für eine Art von Lösung sich durch den Prozess ergibt. Denn die Grundhaltung eines seriösen Coaches ist gerade: Mein Klient trägt alle Ressourcen in sich, um seinen Herausforderungen auf seine ganz individuelle Weise zu begegnen. Ich weiß weder, was meinem Klienten gut tut, noch was „funktioniert“. Ich bin „nur“ der Experte für den Prozess: Den Prozess des sich Lösens der Blockaden, die meinen Klienten – noch – davon abhalten, seine eigene Lösung, also „gelöst“, zu leben.

Beratungsdienstleistungen, die nicht dieser Grundhaltung folgen, sind kein Coaching, sondern tatsächlich Training. Training heißt: Die Vermittlung von Methoden, die mich zu einem vorgegebenen Ziel bringen. Leider wird genau das heute als Coaching verkauft. Und noch schlimmer: im Segment „Coach the Coach“ gibt es ein breites Angebot an Dienstleistern, die Coaches vermitteln wollen, wie diese ihre Dienstleistungen (besser, hochpreisiger, automatisiert) verkaufen. Diese Dienstleister erzählen dann Coaches, die es doch eigentlich besser wissen müssten, dass sie ihren Kunden Lösungen verkaufen müssen, um erfolgreich zu sein.

Die werbenden Aussagen hierbei sind natürlich verführerisch: Sechsstelliger Jahresgewinn, fünfstellige Monatsumsätze, passives Einkommen durch standardisierte Produkte, etc. Und immer mehr Coaches bieten dann auch genau das an: Du hast ein Problem? Ich kenne die Lösung! Kaufe meinen Onlinekurs / Masterclass / o.ä. und du wirst in X Wochen / Monaten dein Problem gelöst haben!

Aus meiner Sicht verhält sich diese Art von „Coaching“ zum oben beschriebenen, individuelle (!) Ressourcen aktivierenden Ansatz wie schulmedizinische Symptombehandlung zu ganzheitlicher Gesundheitsförderung.

Und es gibt noch einen weiteren Nebeneffekt: Das zweite Marktsegment im Coaching, nämlich die Menschen, die nicht aktiv auf der Suche nach einem Coach sind, gewinnen ein falsches Bild von dem, was Coaching im Optimalfall ausmacht und leistet: empathische, wertschätzende Begleitung beim Sich-Selbst-Finden.

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