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Wir werden öfter mal gefragt, wieso unsere Website so anders aussieht als die von Psychotherapeuten. Oder weshalb man als Privatzahler einen Coach buchen sollte, der doch noch nicht mal Psychologie studiert hat, wenn die Krankenkasse eine Therapie bezahlen würde. Deshalb schreibe ich heute mal über den Unterschied zwischen unserer Arbeit und der von Psychotherapeuten.

Dabei ist der erste Schritt schon der wichtigste: Coaching ist dann sinnvoll und möglich, wenn mensch sich selbst motivieren und sein Handeln steuern kann. Eine Therapie ist erforderlich, wenn der Hilfesuchende gerade das nicht mehr kann. In solchen Situationen, in denen Menschen sich in pathologischer Weise nicht mehr selbst steuern können, wird eine Diagnose gestellt. Diese ist dann auch Grundlage der Therapie.

Menschen, die ein Coaching buchen, sind dagegen motiviert, ihr Leben zu ändern und/oder ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wenn jemand sich und seine Herausforderungen so reflektieren kann, dass ihm klar ist, dass und was er/sie ändern will und in welche Richtung die Veränderung gehen soll, ist Coaching hilfreich. Ein Coaching ist auch eine gute Wahl, wenn eine schwierige Entscheidung vorbereitet, getroffen und umgesetzt werden soll. In all diesen Fällen besteht kein Anlass für eine Therapie: Denn solchen herausfordernden Situationen müssen wir uns alle immer wieder stellen. Ob ein psychologisches Störungsbild vorliegt, ist davon völlig unabhängig.

Dass es für den Laien oder auch Betroffene gar nicht mal so einfach ist, die Situation „Herausforderung“ von einem „Störungsbild“ zu unterscheiden, kann verschiedene Gründe haben. Der wichtigste ist, dass viele Menschen dazu neigen, sich selbst als das Problem wahrzunehmen. Eine typische Situation kann vorliegen, wenn jemand aufgrund seiner Andersartigkeit gemobbt wird. Diese Person hat eventuell ein geringes Selbstbewusstsein und einen geringen Selbstwert. Beides wird durch das Mobbing noch weiter angegriffen. Diese Person fühlt sich vielleicht depressiv. Dann ist es wichtig, zu unterscheiden, ob tatsächlich eine klinische Depression vorliegt und eine Therapie helfen kann. Oder ob durch ein Coaching Selbstbild und Selbstbewusstsein so gestärkt werden können, dass die Person sich aus der Mobbing Situation befreien kann.

Gerade bei den Menschen, denen ich am liebsten helfe, ist dieses Phänomen häufig – sich selbst als das Problem zu sehen, obwohl das Problem vielleicht im Umfeld liegt.

Woran liegt das?

Je mehr verschiedene Facetten du in dir vereinst, je mehr du dich von der Mitte unterscheidest, und dann womöglich noch in mehrere verschiedene Richtungen, die andere vielleicht für unvereinbar halten, desto größer ist die Wahrscheinlickeit, dass du in deinem Leben gelernt hast: Ich muss mich anpassen. Ich bin anders. Ich bin das Problem.

Ein solches Selbstbild kann dich schnell in eine existenzielle Krise stürzen, die trotzdem nicht pathologisch ist. In diesem Fall kann eine Therapie sogar kontraproduktiv wirken, nämlich den Effekt verstärken, dass du den Eindruck hast, dass mit dir irgendetwas nicht „stimmt“.

Dabei helfen in solchen Fällen ganz einfache Dinge: sich mit Menschen umgeben, die dir ähnlich sind, eine oder mehrere Tätigkeiten auszuüben, die in Einklang mit deinen Werten stehen, dein Selbstbild und deine Selbstliebe stärken.

Was einfach klingt, ist aber dann nicht einfach, wenn …

… du dich selbst gar nicht wirklich kennst – wie sollst du dann dir ähnliche Menschen finden?

… dir das Selbstbewusstsein fehlt, neue Dinge anzugehen – wie willst dú dich dann beruflich verändern?

… du dich nicht traust, alte Strukturen hinter dir zu lassen – wie soll dann Raum für Neues sein?

Dich diesen Fragen zu stellen, für dich passende Antworten darauf zu finden und diese dann Schritt für Schritt umzusetzen, darauf sind wir als Coaches spezialisiert.

Aber natürlich arbeiten auch nicht alle Coaches so wie wir. Und auch nicht alle Therapeuten arbeiten gleich. Deshalb kann es durchaus zu Überschneidungen in der Arbeitsweise von Therapeuten und Coaches kommen. Und dadurch kommt es dann natürlich auch wieder zu Verwechslungen.

Um sich in dem Dschungel an Therapiemethoden zurecht zu finden, hilft die grobe (und sehr, sehr verkürzte) Unterscheidung in analytische und verhaltenstherapeutische Verfahren.

Bei analytischen Verfahren steht das Auffinden und Verarbeiten der Problemursache, die meist in der Kindheit und/oder traumatischen Erlebnissen begründet liegt, im Vordergrund. Hierbei überträgt der Patient häufig seine negativen Erfahrungen auf den Therapeuten. Wenn ihm dies durch die Therapie bewusst wird, kann er die negativen Erfahrungen reflektieren und dadurch vermeiden, sich ihnen in seinem Leben immer wieder unterzuordnen. Hierfür ist sehr wichtig, dass der Therapeut als Person quasi unbeteiligt am Geschehen ist, sich und seine Befindlichkeiten also vollkommen zurücknehmen kann.

Bei verhaltenstherapeutischen Verfahren steht im Vordergrund, Veränderungen im Sinne von Verbesserungen im Leben des Klienten zu erzielen. Die Grundhaltung des Therapeuten ist aber auch heute noch die, dass er sich als Mensch mit seinen Ecken und Kanten im Rahmen der Therapie vollkommen zurückhält.

Viele Coaches arbeiten mit verhaltenstherapeutischen Elementen und Methoden. Der Unterschied zur Therapie besteht dann in der Ausgangslage, nämlich darin, ob und wie viel der/die Hilfesuchende sich selbst steuern kann. Daraus folgen dann auch Unterschiede in der Intensität der Begleitung. Während Sitzungen beim Therapeuten in der Regel wöchentlich stattfinden, arbeiten Coaches meist mit größeren Intervallen, beispielsweise vier oder sechs Wochen. Dies liegt daran, dass der/die Coachee sich ja besser selbst motivieren kann, verabredete Schritte zwischen den Sitzungen auch alleine umzusetzen.

Wenn man ehrlich ist, kommt es in diesem Bereich – moderne Verhaltenstherapie und klassisches Coaching – zu Überschneidungen, gerade wenn der Coach (wie ein Therapeut) sich und seine Erkenntnisse und Erfahrungen nicht ins Coaching einbringt.

Das Spektrum dessen, was als Coaching angeboten wird, ist aber breit. Coaches verwenden noch mehr Methoden als die aus der Verhaltenstherapie bekannten. Solche Methoden stammen meist aus den Bereichen Kreativität, Beratung und Mentoring.

Und hier zeigt sich ein ganz deutlicher Unterschied zwischen Coaching und Therapie: Therapeuten sind an ein bestimmtes Methodenset gebunden, Coaches sind darin vollkommen frei. Während bei den verhaltenstherapeutischen Methoden und den Methoden aus dem systemischen Coaching der Therapeut oder Coach ein „leeres Blatt“ ist, der seinem Klienten gegenüber keinesfalls mit Selbstoffenbarung arbeitet, kann ein frei arbeitender Coach hier beliebig variieren. Das bedeutet, dass ein Coach im Gegensatz zu einem Therapeuten seine eigenen Kenntnisse und Erfahrungen im Sinne einer Beratung oder eines Mentorings einbringen kann. Und das bewirkt, wenn es richtig (!) eingesetzt wird, vor allem eins: Die Ziele des Klienten und die gewünschten Veränderungen treten schneller ein. Der Coach darf dem Klienten nämlich erkenntnisreiche, aber schmerzhafte und zeitfressende Erfahrungen ersparen. So erkennt der Coachee viel schneller, wo er/sie hin will und wie er/sie das erreicht.

Das funktioniert aber natürlich nur in einer sehr guten Beziehung und Passung zwischen Coach und Coachee und einer hohen Professionalität des Coaches. Denn es erfordert auf seiten des Coaches sehr viel Einfühlungsvermögen, zwischen Beratung und der bloßen Hilfestellung beim Sich-selber-beraten aus dem klassischen systemischen Coaching zu wechseln.

Hieran wird deutlich, dass die passende Wahl eines Coaches für den Coachee viel bedeutsamer ist, als die Wahl eines Therapeuten.

Bei der Therapeutenwahl stehen vor allem praktische Fragen im Raum, wie: Nach welcher Methode arbeitet der Therapeut? Übernimmt meine Krankenkasse die Therapie? Ist die Anreise (auch aufgrund der wöchentlichen Anreise) möglichst kurz?

Bei der Wahl des Coaches ist dagegen die menschliche Passung viel wichtiger: Kann ich dieser Person uneingeschränkt vertrauen? Stimme ich im Menschen- und Weltbild wertemäßig mit dem Coach überein? Hat dieser Mensch Erfahrungen gesammelt, von denen ich profitieren kann?

Gutes Coaching ist deshalb eine hoch spezialisierte Dienstleistung. Und deshalb sind auch die Lebens- und Berufswege von Coaches so unterschiedlich. Und deshalb schreiben Coaches beispielsweise auf ihren Websiten auch viel mehr über sich persönlich. So kann jede und jeder den für sich passenden Coach finden.

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